3 Fragen an Landratskandidatin Petra Schmidt-Niersmann

Bericht

Frau Schmidt-Niersmann, der Kiesabbau scheint für sie ein wichtiges politisches Thema zu sein, wie kommt es dazu? 

Seit Jahrzehnten müssen wir dabei zusehen, wie die Naturlandschaft Niederrhein durch den Raubbau der Kiesindustrie mehr und mehr zerstört wird. Dabei ist es sehr frustrierend mitzubekommen, wie die zentralen Entscheidungsträger auf Landes- und Kommunalebene sich eher den wirtschaftlichen Interessen der Kiesindustrie beugen, als sich für Natur- und Trinkwasserschutz einzusetzen. Deshalb habe ich bereits vor Jahren beim 1. Niederrheinappell aktiv mitgearbeitet. Nun will ich mich auch als Landrätin diesem zukunftsweisenden Thema widmen und stelle mich auch aus diesem Grund am 13. September zur Wahl. 

Was ist Ihrer Meinung nach denn die letzten Jahre beim Kiesabbau falsch gelaufen? 

Wie bereits gesagt, hat sich die Politik den wirtschaftlichen Interessen der Kiesindustrie gebeugt und somit den Weg für den allmählichen Flächenfraß geebnet. Mit der aktuellen Bedarfsanalyse wird nicht der tatsächliche Bedarf der Bevölkerung berücksichtigt, sie dient einzig und allein der Kiesindustrie als Legitimation für weiteren Raubbau. Der Kies- und Sandabbau am Niederrhein ist für die entsprechenden Unternehmen ein lukratives Geschäft, was auch dazu führt, dass die gewonnenen Güter ins Ausland exportiert werden. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist Natur und Mensch. Weniger Fläche für die Landwirtschaft, sinkende Trinkwasserqualität und Zerstörung von Lebensräumen vieler verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Aber dafür haben wir jetzt schöne Badeseen? Meiner Meinung nach hat die Politik der letzten Jahre hier auf allen Ebenen deutlich versagt. 

Was kann man in Zukunft tun, um den genannten Problematiken effektiv entgegenzutreten? 

Zunächst einmal brauchen wir eine zutreffende Bedarfsermittlung. Diese sollte von einer Landesbehörde, vorzugsweise dem LANUV, durchgeführt werden. Dazu wäre es sicherlich sinnvoll einen bundesweiten Datenpool aufzubauen, in dem Exporte keine Rolle spielen. Zum anderen muss das Recyceln von Baustoffen deutlich gefördert werden. 

Wir müssen darauf hinarbeiten, den Kiesabbau auf lange Sicht deutlich zu verringern oder gänzlich zu stoppen, denn sind die Schäden einmal da, lassen sie sich schwerlich beheben. Wir haben hier im Kreis Wesel und am gesamten Niederrhein eine Naturlandschaft, um die uns viele beneiden. Sie dient nicht nur der Erholung, sondern auch als Zufluchtsort bedrohter etlicher Tier- Und Pflanzenarten. Wir sollten nicht den Fehler machen, diese bleibend zu zerstören. 

Wir haben hier Grundwasser von außergewöhnlich guter Qualität, das durch den Kiesabbau verschlechtert wird – und das in Zeiten des Klimawandels. Ich verweise hier auf die Antwort der Landesregierung auf die große Anfrage der Grünen Landtagsfraktion, die deutlich macht, wie dramatisch die Grundwasserreserven zurückgegangen sind. Wir müssen alles dafür tun, dass diese Entwicklung gestoppt wird!

Wie die Parteien in den Kreisen Wesel, Kleve und Viersen sich zu dieser Problematik stellen, das hat das Aktionsbündnis Niederrheinappell e.V. in den sogenannten Wahlprüfsteinen abgefragt. Die Antworten sind hier für die Kreise nachzulesen: Kreis Wesel, Kreis Viersen, Kreis Kleve.

v. l. n. r.: Ulricke Trick,, Petra Schmidt-Niersmann, beide von Bündnis90/Die Grünen Kreis Wesel beim Treffen mit dem Niederrheinappell, hier vertreten durch Simone Spiegels

Links:

Forderungen im Niederrheinappell: 

https://niederrheinappell.de/wp-content/uploads/2019/03/Aktionsbuendnis-Niederrheinappell-2019.pdf

Mitgliedsantrag Aktionsbündnis Niederrheinappell https://niederrheinappell.de/mitgliedsantrag/

So haben die Politiker auf unsere Wahlprüfsteine geantwortet: Kreis Wesel, Kreis Viersen, Kreis Kleve